Freitags-Füller 17.12.

Manche Tage sind einfach nur ein großer, stinkiger Haufen Scheiße. Und heute ist so einer, zumindest bisher.

Eigentlich sollte ich mich ja freuen, theoretisch ginge nun mein Urlaub an. Wäre da nicht der heutige Tag gewesen...

Schon die ganze Woche wird vor dem Unwetter gewarnt, das da heute auf die Region zukommen sollte, aber als Österreicherin lässt mich das Gejammer der Einheimischen über "viel Schnee" und "furchtbare Fahrbahn, eisglatt" relativ kalt, weils meist nicht so ist. Ich hab bei Eis und Schnee fahren  gelernt, und noch nie mit Angst gefahren. Im Notfall muss man dann eben auch wissen wann man NICHT mehr fährt. Aber hier ist das anders. Es gibt nur 2 Arten von Autofahrern: solche, die mit 20km/h fahren sobald ihnen das erste weiße Gebilde im Blickfeld erscheint, und solche, die auf der Autobahn ihre 170 Sachen brettern komme was da wolle. Dass die meisten nicht wissen wie man abbiegt, welchen Gang man nimmt wenns glatt ist, wie man bremst, wann man zu bremsen beginnt etc, das brauch ich nicht zu erwähnen. (Gabs hier noch nie Schnee bevor ich herkam??) Wenn ich also höre, es kommt ein Schneechaos, dann krieg ich nicht Panik dass ich da draußen fahren muss. Nein, dann krieg ich Panik wie die anderen fahren, und WEISS dass es zig Unfälle geben wird (und bete dass es nicht mein Autobahn Vorne/Hinten/Nachbar ist).

Soda, ich war also heute BESTIMMT nicht drauf gefasst problemfrei zur Arbeit zu kommen, nein nein. Ich bin etwa eine halbe Stunde eher los, hab tapfer das Auto vollständig von Schnee und Eis befreit und bin zuversichtlich los. Der Boden war verhältnismäßig warm, es war nichts festgefroren. Allerdings sollte sehr kalter Wind kommen, und der würde das was jetzt auftaut blitzschnell einfrieren. Also merken - check!

Noch nicht mal in Blickweite von der Autobahn klingelt mein Handy, mein Freund. Ich denk mir schon weeeehe das ist nicht wichtig, aber heb trotzdem ab. Ein Kollege käme von der anderen Seite der Autobahn, und die wäre in meiner Richtung völlig dicht, da stehen 2 LKW quer (hab ich schon erwähnt dass die LKW mit Abstand am Blödesten fahren?), Autobahn wurde gesperrt.. Ich denke mir noch so, huuuff, da haste aber Glück dass du nicht drauf bist und biege auf die Bundesstraße-Spur. Manno bin ich ein Glücksschweinchen, und klug noch dazu!

Nach der nächsten halbe Stunde, die ich auf der Abbiegespur verbracht hatte kam mir das erste Mal der Gedanke, dass das wohl nicht SO einfach werden könnte heute. Und dann kams auch im Radio, dass auch die Ausweichstraßen überlastet sind. Joa, das hatte ich festgestellt. Im Nachhinein wird mir nun klar warum: vor der nächsten Stadt münden 2 Bundesstraßen, beide aus Karlsruhe führend und die Autobahnausfahrt die sie gesperrt haben zusammen. Zu dem Zeitpunkt in der Abbiegespur wollte ich das aber noch nicht wahrhaben, besser wäre aber gewesen einfach umzudrehen und heim zu fahren.Und dann einen Rüffel in der Arbeit kriegen, oder einen Tag Gehalt abgezogen - all das wäre besser gewesen!

Aber nein, ich fahre weiter. 2 Stunden später stehe ich etwa 5km weiter vorne. Und dort stand ich dann richtig lange. Ich habe meine Vor-Hinter- und Seitskollegen kennengelernt, weil alle ausm Auto kamen um zu quatschen und zu gucken wies vorn aussieht, wanns weitergeht. Ich wäre nicht dazu, ich hab mich im Auto verbunkert. Weil kaum is der Motor aus wirds da ziemlich schnell ziemlich kühl. Und so viel Benzin dass es mir wurscht gewesen wär wenn er durchläuft hatt ich nicht. Also eingemümmelt und gelesen (das Positive vom heutigen Tag war damit, dass ich den 2. Teil von Song of Ice and Fire fast durch hab, hmpf). Die vor mir kam dann mal nach hinten, und brachte mich in ihrem Tratschbedürfnis auf den neuesten Stand: im nächsten Dorf war auch ein Unfall, sind paar zusammengefahren, und außerdem war vorhin ein LKW Fahrer eingeschlafen, den mussten sie erst aufwecken damit der Stau weitergeht. No ich verstehs! Sie teilte mir auch mit, dass sie schon total dringend aufs Klo muss, und ich hab mich tierisch gefreut dass ich wenigstens nicht die Einzige mit dem Problem bin.

Das ist nämlich am Grässlichsten: auf der Autobahn im Stau stehen, nicht wissen wanns weitergeht aber pinkeln müssen wie noch was. In diesem Augenblicken weiß ich dann plötzlich was Freud mit "Penisneid" meinte. Mann hatte ich heute vielleicht Penisneid...

Weitere 2 Stunden später hatte ich auch schon stechende Schmerzen im Unterleib, hab alles zusammengekniffen was Muskeln hat, war kurz vorm hysterischen Heulen und bekam den Satz aus einem uralten Schülerfilm "An Harnverhalten kann man sterben" nicht aus dem Kopf. Ich glaube ernsthaft, so verzweifelt war ich schon lange nicht mehr. Ich hab geflucht, gebettelt, geschimpft und allen Männern und ihren Penissen Tod und Teufel gewünscht weil die Säcke einfach in ne Flasche machen können. 20 Minuten später war es dann so weit. In meiner Verzweifelung lasse ich sämtliche Scham zu Zweifel (wär blöd wenn sich der Stau genau JETZT weiterbewegt!?) hinter mir, hechte mit zusammengepressen Beinen den Graben rechts von mir runter, hinter den "Sichtschutz" Gestrüpp (so viel Sichtschutz Gestüpp im Winter halt bietet, nämlich nüsse), zieh vor mehr Leuten als ich zu verdrängen schaffen werde kehrseits blank, hocke mich in den Schnee und BETE dass es jetzt klappt. (Probiert das mal mit der Angst im Nacken, während der nächstgelegene LKW lachend hupt - ja die Hupe hat GELACHT, ich hab das genau rausgehört).

Jedenfalls, als ich dann puterrot aber seelig ins Auto gestapft bin, froh war dass ich nicht meine Hose angemacht hatte, kam für mich die Erleuchtung: ich werde nicht mehr in die Arbeit fahren. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht einmal die Hälfte des Weges (45km) geschafft. Aber da hab ich eine Idee: ich ruf in der Arbeit an, tausche meinen Montagsurlaubstag gegen heute, dreh um, und bin in 20 Minuten wieder in Karlsruhe.

So war also mein erster Urlaubstag. Naja, dann war ich noch dm-Frustshoppen und jetzt geh ich Frust-Kekse backen. Hier aber der Freitagsfüller.

1. Röhre in Stiefeln kenne ich nicht.

2. Meistens liegt bei uns eine Katze auf dem Tisch, und daher nie eine Tischdecke.

3. Wenn ich 3 Tage eingeschneit wäre würd ich ganz viel lesen, backen, kuscheln und mit den Katzen spielen.. haaach wär das schön.

4. Last Christmas ist theoretisch mein Favorit bei Weihnachtsmusik. Allerdings ist es tot gehört, und ich hoffe jedes Jahr dass ich es spät zum ersten Mal höre (heuer 13.12.), und dann nicht oft (seither nimmer), damit es seinen Reiz behält.

5. Nur noch eine Woche bis Weihnachten und Entspannung und Besinnlichkeit in weiter Ferne *urlaubsreif*.

6. Ich habe genug Entwürdigendes für die nächsten 5 Jahre abbekommen heute.

7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf Kekse backen, morgen habe ich noch mehr Kekse backen geplant und Sonntag möchte ich NUR SCHLAFEN!

Ich erwart vom heutigen Tag zwar nix mehr, aber ich versuch mich jetzt trotzdem an Keksen.... :-)