Sonntag, 25. November 2012

LEBENszeichen

Puh, nun komm ich also doch zu ein paar Zeilen... man glaubt gar nicht, wie unglaublich schnell die Zeit mit Baby vergeht, und dabei habe ich doch den Eindruck, schön langsam im Leben mit Baby "angekommen" zu sein, und beginne mich als Mama zu sehen. Trotzdem bleibt bislang kaum Zeit für "unwichtige" Dinge, die Freizeit geht dann drauf für Zähneputzen, die Katzen mal wieder füttern, und leidiges Zeug wie Elterngeldanträge und Versicherungskrams (letztere sind dank Stilldemenz wirklich eine Herausforderung! *hust*).

Aber nun, nach fast 4 Wochen wollte ich mich doch mal kurz wieder melden. Und weil ich sonst eh grad nix zu erzählen habe, erzähl ich von Babykrams ;-)

Was mir heute schon aufgefallen ist: ich habe mir gedacht, dass die Geburt ein so wunderschönes Ereignis war, dass es schade ist dass ich es in der Form nie wieder wiederholen kann (man wird halt nur einmal zum ersten Mal Mama). Fast gleichzeitig dacht ich noch: sagmal hast du sie noch alle?? Aber auch wenn man davon absieht, dass man ja immer sagt, man vergisst Geburtsschmerzen und merkt sich nur Schönes, hab ich die Geburt wirklich als positiv erlebt, auch gleich im Anschluss.

In der Nacht um 2h hatte ich einen (hohen) Blasensprung, aber noch keine Wehen, die haben erst ganz zaghaft so gegen 6h morgens begonnen, wurden dann deutlicher aber noch nicht wirklich schmerzhaft, kamen bald recht häufig (3 Minuten wtf!?), dauerten aber nicht lange genug um wirklich was voran zu bringen. So gegen 9h wars mir dann doch zu ungemütlich zu Hause, ich konnte eh nirgends sitzen ohne Unterlage, und die Aussicht mit so häufigen Wehen im Auto zu fahren war auch nicht prickelnd, also losgefahren. Kaum dort am CTG waren sie natürlich wie vom Winde verweht und die erste blöde Hebamme bedachte uns mit so dämlichen von-oben-herab-Blicken, so nach dem Motto "na DA tut sich noch lange nix!" dass ich Angst hatte sie würde uns grad wieder heimschicken. Aber wir durften dann doch in die Aufnahme und sollten ins Zimmer bis die Wehen deutlich stärker waren. Typischerweise waren sie das auch gleich, und so gegen 12h hab ichs dann auch dort nicht mehr ausgehalten und bin wieder zum Kreißsaal.

Nach erneutem CTG durfte ich dann endlich zur Entspannung in die Badewanne, und dort fand ichs unbeschreiblich viel angenehmer. Die Wehen selber hatten zwar ein wenig mehr Schmackes, aber mit meditativem Veratmen ging das gut, und dazwischen konnte ich mich total gut entspannen, schwerelos im warmen Wasser treibend, aahhh. Als dann das Wasser kalt wurde, wollte ich aber raus, und nach anschließender Untersuchung (etwa 13h) war ich auch schon bei netten 4cm geöffnetem Muttermund - tschakka, das is ja schon fast die halbe Miete und bis hierhin liefs doch gut!

Das war dann leider doch ein wenig zu früh gefreut, denn die folgenden 3 Stunden waren doch eher fies, ich musste die immer stärkeren Wehen (auch teils schon lauter) vertönen, wurde für die tolle Atemtechnik (danke liebe Hebamme) gelobt und merkte auch, wie viel das bringt, wenn man richtig damit arbeitet. Gefühlt war ich schon viel weiter, zumindest hoffte ich das (ich mein, wenn die ersten 4cm kaum Arbeit waren!?). Und dann die Ernüchterung: wir waren grade mal bei 6cm und ich musste zum ersten Mal über eine PDA nachdenken - wenn das JETZT schon so schlimm ist, wie wird das dann später erst werden!? Ausgesprochen hab ichs noch nicht (verdammtes Ego) und die Hebamme bot mir gsD Buscopan Zäpfchen an (zur Schmerzlinderung und Gewebelockerung), und ob ich nicht nochmal in die (diesmal Gebär-)Wanne wollte, wenns mir vorhin damit so gut ging, beides nahm ich dankend an.

Leider wars aber diesmal kein Spaß: ich hab in der Wanne einfach keinen Halt gefunden, bin immer am Rand nach unten gerutscht, und konnte mich bei den Wehen nicht entspannen, sondern musste mich festkrallen oder mit den Beinen abstemmen, beides sollte ich ja nicht wirklich damit ich nicht verkrampfe und sich alles schön öffnen kann, und daher kam ich mir sehr hilflos vor währenddessen die Schmerzen wirklich gewaltig wurden, und auch heftigst in den tiefen Rücken zogen (Rücken war gut vergleichbar mit: strecken während Hexenschuss). Auch hatte ich bald unglaublichen Druck nach unten, wogegen fast nur Anspannen half und ich musste mir immer wieder sagen: hör bloß auf pressen zu wollen, so weit bist du noch lange nicht! Nach einer Stunde hab ichs gar nicht mehr ausgehalten, wollte SOFORT raus, und meinte zur Hebamme: ich glaub ich will nun eine PDA.

Netterweise hat sie gar nicht versucht mir das auszureden, meinte aber dass wir bis es soweit ist mit Papierkram etc einen Vorlauf von etwa 45 Minuten haben, sodass ich dann doch lieber erstmal schauen wollte wie weit wir sind. Und als ich mich dann endlich wieder aufs blöde Bett geschoben hatte, ist mir fast die Kinnlade runtergefallen, als sie nach Untersuchung zwinkernd sagte: "Nun, wir sind bei Muttermund vollständig, das Köpfchen schon am Weg nach unten." Äh, was!?   

Hebamme meinte dann auch noch, ich könne jetzt gleich, aber auch noch in einer halben Stunde oder in 45 Minuten eine PDA haben, je nachdem, sie meinte aber nicht dass ich das noch brauche. Hah, na gut, bei so viel Zutrauen (und beflügelt durch den rasanten Fortschritt) wollte ich dann doch keine mehr. Inzwischen waren die Schmerzen auch nicht mehr so vordergründig: da ich die Presswehen veratmen sollte, was wirklich sehr schwer war und enorme Konzentration brauchte (das ist wie ein gewaltiger Ganzkörper-Würgereflex nach unten, dem man dann nicht nachgeben darf) war ich eh gut abgelenkt, und musste ab da nie wieder an Schmerzlinderung denken.

Bald darauf haben wohl auch meine körpereigenen Endorphine eingesetzt: ich hatte als ich dann ENDLICH mitpressen durfte (so gegen 18h) keine merkbaren Schmerzen mehr (war mehr wie in Trance), das war in etwa so erleichternd wie mit drückender Übelkeit endlich K*tzen zu dürfen, dass ich es mehr wohltuend empfand, und dann nach einiger Zeit einfach nur noch schrecklich anstrengend. Auch das Durchprobieren mehrerer Positionen hat die Zeit verkürzt, aber irgendwann gegen 20h war klar, dass irgendwas nicht so ganz stimmte, vor allem da mehrfach auch die Babyherztöne schlechter wurden.

Das war wohl der blödeste Moment: zu wissen "irgendwas stimmt da nicht" und aber nicht mehr noch mehr tun zu können, weil ich nach 2 Stunden wirklich schon entsetzlich erschöpft war. Es wurden dann diverse Leute geholt (Gyn und Kinderärztin, wie ich im Nachhinein wusste), und ich musste zurück aufs Bett, weils jetzt schnell gehen müsste, der Kleine muss da jetzt raus. Zuerst hat die Ärztin von oben mitgedrückt, was sich noch schlechter aufs CTG ausgewirkt hat, und dann sollte ich auch aufhören zu Pressen (das war mehr oder weniger UNMÖGLICH an dem Punkt), weil sie nun erstmal mit Saugglocke arbeiten würden. Ich hatte zwar einen Anflug von Scham oder Schuldgefühl, weil ichs eben nicht "alleine geschafft" hatte, aber später war auch klar, warum nix mehr ging: der Kleine lag nicht mit dem Hinterkopf, sondern der Stirn voran und hatte sich quasi an der letzten "Ecke" nun total verkeilt. Nachdem die Gynäkologin dann mit einigem Gehebele von Zange und Glocke abwechselnd den Kopf zurecht geschoben hatte (das war insgesamt dann schon sehr unangenehm und der erste *Schmerz* seit der Badewanne) kam wieder die Saugglocke dran, und dann gings ganz schnell: nach 2, 3 Wehen war das Köpfchen rausgezerrt/presst (wie gesagt, der Teil war schmerzhaft, so ein heftiges Brennen/Stechen/Ziehen, aber ich wollte ihn nur noch so dringend endlich raus, dass ich das nur sehr peripher wahrgenommen hab: "Holla, das tut aber weh. Aha.")

Nachdem der Kopf endlich da war durft ich den Rest dann wenigstens "alleine" fertig machen, und während ich da noch arbeite, sagt die Hebamme "schaun Sie doch mal", und ich seh grad noch so das letzte Stück Babyfuß hervorrutschen.

Jede Mama wird wissen, dass man das nicht beschreiben kann, wie man sich fühlt, aber es ist wohl einfach zusammengefasst: etwas Schöneres und Gewaltigeres hab ich wohl noch niemals erlebt. Mich hats an dem Punkt nur noch geschüttelt und ich hab geheult vor Freude und vor mich hin gestammelt "hallo mein Kleines", als ich mein Baby endlich auf mir liegen hatte. Oh-mein-Gott. Wir hatten auch viel Zeit für uns, er durfte lange auf mir liegen, musste dann nur weg als ich genäht wurde (nicht schlimm, ich hab daheim dann nachgelesen dass bei der Kopf-Fehllage oft ordentliche Verletzungen passieren, weil in dem  Moment die Mama eigentlich egal ist, und man schaun muss dass man das Baby vorhebelt - daher alle Achtung wie toll die das dort gemacht haben!).

In Erinnerung ist mir nur, dass ich beim Nähen "gentille alouette" gesummt und mit den Füßen gewippt hab - wie gesagt, ich war völlig Matschbanane im Kopf. Aber ich glaub, auch mein Kleiner hat einen guten Schwung meiner Endorphine abgekriegt, er hat gar nicht geweint beim in den Fuß pieken und Blutabnehmen. Glücklicherweise gings ihm aber bis auf den blauen Fleck, den er später von der Glocke hatte, sehr gut.



... so, und alles andere muss nun wieder warten, der Babybub hat Hunger.. ;)

8 Kommentare:

  1. Oh Mann, das klingt so mühevoll und schmerzhaft, kaum zu glauben, dass du das bewältigt hast und dann noch sagst: "Das war so schön!". Aber man weiß wohl echt nicht, wie das ist, bis man es selbst erlebt hat. Ne Freundin von mir ist Hebamme und meint, sie hat jetzt an die 50 Geburten erlebt, aber vor der ihres Kindes hätte sie trotzdem Schiss :D Herzlichen Glückwunsch noch mal zum Lütten, der ist ja sowas von niedlich :)

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    1. Hm, es war zwar sowohl als auch, aber bis auf die letzten 10 Minuten nie beides gleichzeitig, also gut zu schaffen. Wirklich sehr unangenehm waren auch nur so 3-4 Stunden, das lohnt also. Insgesamt fand ich die Schwangerschaft *lästiger* als die Geburt (nicht nur wegen Sushi! *g*). Ich kanns aber auch bei anderen nicht sehen+hören, direkt nach uns war eine dran, und ihr Geschrei und Gequietsche hat mir mehr zugesetzt als selbst arbeiten. (Ich klang glaub ich auch eher wie ein verstimmter Wal dem man in die Flosse kneift, weil ich versucht hab tiefe, lange Töne zu machen, nach Schreien war mir nie)

      Und danke, wir sind auch der Meinung :-D

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  2. Glückwunsch - ich wünsch euch eine wundervolle Anfangszeit :)

    Ich hab meine Zwillinge per Kaiserschnitt bekommen, musste so sein... damals war ich sehr froh, weil ich unendliche Angst vor der normalen Geburt hatte, aber die Schmerzen danach waren bei mir so heftig, dass ich teilweise kurz vor der Ohnmacht stand...
    Dennoch fehlt dieses Erlebnis denk ich... Sie durften auch danach nicht zu mir, weil sie 6 Wochen zu früh kamen und direkt auf die Intensivstation kamen... :(

    Jetzt sind sie 7 Monate - kann mir aber garnicht vorstellen ihnen irgendwie "näher" zu sein durch eine normale Geburt - sind mir ja so schon so nah :)

    LG!

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    1. Das mit den Schmerzen nach Kaiserschnitt hab ich nun schon öfters gehört.. Da hatt ichs echt gut, tags drauf war ich körperlich wieder total fit (bis auf den Schlafmangel), und die Naht war nur beim Niesen/Husten/Lachen ein Arsch...

      Ich glaub auch, dass sich ein MÖGLICHER Unterschied in Bindung oder Prägung nach ein paar Stunden, allerlängstens wenigen Wochen ohnehin egalisiert, da seh ich keinen Grund sich verrückt zu machen wenns halt nicht anders geht.. Zwillinge wollt ich glaub ich auch nicht normal bekommen.

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  3. Herzlichen Glückwunsch!!

    Ich finde es immer wieder interessant zu Hören, dass das Glücksgefühl die Schmerzen meist locker ausgleicht. Ich habe aber wirklich Respekt vor so einer natürlichen Geburt ;)

    Liebe Grüße
    Isabel

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    1. Eher gleichen die Endorphine die Schmerzen aus (wie DROGE, wirklich! Das Zeug sollts abgefüllt geben!), das Glücksgefühl übertriffts bei mir bei Weitem :-)

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  4. Wow, das war aber eine lange Geburt! Da warst du aber sehr tapfer. Ich hatte mich gegen eine PDA entschieden und als ich dann doch eine wollte wars zu spät. Supi! Bei mir fingen die Wehen gleich von null auf hundert an und 6 Stunden später war unser Krümel schon da. :-)
    Die Schmerzen fand ich echt heftig. Aber jetzt (1 Jahr später) kann ich mich gar nicht mehr so richtig erinnern. Man vergisst das echt schnell! Gott sei Dank! ;-)
    Euer Kleiner ist zuckersüß und ich wünsche Euch alles alles Liebe und eine tolle Zeit! Vielen Dank für diesen großartigen Bericht! lg

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    1. Finds fürs erste nicht soo lang.. Schmerzhafte Wehen ab 12, also knapp 9 Stunden Arbeit, das ist ok denk ich.. Glaub bei so schnellen heftigen Geburten wie bei dir spart man nicht an Schmerz sondern nur an Pause dazwischen, der *Weg* bis zum Ziel ist ja derselbe, da lässt sich nix überspringen..

      - und danke! :-)

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